Mitochondriale Medizin auf höchstem Niveau
Ganz viel Lob und ausgezeichnete Bewertungen für die Referenten und die Organisatoren gab es von den Teilnehmern der Fortbildungsveranstaltung der International Mitochondrial Medicine Association (IMMA), die am 26. Oktober 2024 in Dresden stattfand.
Mehr als 120 Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen waren in die sächsische Hauptstadt gekommen, um ihr Wissen über die Prävention und Therapie von chronisch-entzündlichen, degenerativen Erkrankungen auf den neuesten Forschungsstand der Mitochondrialen Medizin zu bringen.
Ein besonderes Highlight war die Teilnahme des ehemaligen wissenschaftlichen Leiters der IMMA-Fortbildungsreihe und des Buchautors, Dr. Bodo Kuklinski, der extra aus Rostock angereist war. Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um sich eine Widmung in eines seiner Fachbücher schreiben zu lassen.
Dr. Franz Enzmann hob zu Beginn hervor, welche enorme und unterschätzte Rolle die Mitochondrien in unserem Körper spielen, die weit mehr als die reinen Energielieferanten sind. Früher dachte man, dass der Hypothalamus über seine Hormonausschüttung den Stoffwechsel reguliert.
Erst vor wenigen Jahren erkannten Forscher, dass die Mitochondrien eine Rolle bei der endokrinen Signalübermittlung spielen und es genau umgekehrt abläuft. Die Mitochondrien steuern durch ihre zahlreichen Peptide, die sie unabhängig vom Zellkern herstellen, den Hypothalamus und damit das gesamte Stoffwechselgeschehen.
Klaus-Dieter Runow, Pionier der Umweltmedizin und Buchautor, hielt seinen Vortrag über das Verdauungssystem, Nahrungsunverträglichkeiten und die Darmgesundheit. Er betonte, dass der stärkste Kontakt zur Umwelt über die Verdauung stattfindet und es in diesem Sinne auch keine „gesunden“ Lebensmittel gibt, da die Nahrung zunächst immer aus Fremdstoffen besteht, die eben im Verdauungssystem erst aufgebrochen und verdaubar gemacht werden. Ausführlich beschrieb er, wie es zur Durchlässigkeit des Darms, dem Leaky Gut, kommen kann, und wie Allergien entstehen können, wenn körperfremde Stoffe die Darmbarriere durchdringen. Im schlimmsten Fall können auch Autoimmunerkrankungen entstehen. Daher sollte immer die Darmgesundheit mitbedacht werden, so Herr Runow. Ein besonderes Interesse gilt in diesem Zusammenhang auch der Bedeutung von Aquaporinen. So können Entzündungsreaktionen im Darm durch Kreuzreaktionen (z.B. mit Tomaten, Soja, Spinat oder Mais) auch zu einem Leaky Brain, also zu einer Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke, führen.
Dr. Gernot Gläßer, Biochemiker und Heilpraktiker aus Leipzig, führte anschließend aus, wie Mikronährstoffe bei vielen chronisch-entzündlichen, degenerativen Erkrankungen therapeutisch eingesetzt werden können. Dr. Gläßer stellte die biochemischen Abläufe in den Zellen dar und gab dazu praktische Tipps, wie man in vielen Fällen Therapieerfolge erzielen kann, auch wenn diese schulmedizinisch als austherapiert gelten. Hierzu gehören Hauterkrankungen, die sich deutlich verbesserten, wenn sie z. B. mit einer speziellen von ihm entwickelten B12-Intensivepflegecreme behandelt werden.
Dr. Heiko Hofmann, der als Mikrobiologe den wissenschaftlichen Außendienst der in Limburg ansässigen Biovis Diagnostik MVZ GmbH leitet, entführte im Anschluss die Teilnehmer in die Welt der modernsten mitochondrialen Diagnose-Technologien. Dr. Hofmann erklärte sehr anschaulich, wie aus den eingehenden Proben der Gesundheitszustand der Mitochondrien (BHI) anschaulich durch Messung des Sauerstoffverbrauchs ermittelt wird. Bei Bedarf werden auch zahlreiche weitere Parameter gemessen wie beispielsweise die Werte für Mineralstoffe, Vitamine oder auch Schadstoffe. Schon an den Blutwerten für Kadmium, Quecksilber oder Arsen lassen sich Gewohnheiten der Patienten ablesen wie hohe Kadmiumwerte bei Rauchern. Hohe Quecksilberwerte lassen auf hohen Fischkonsum schließen, Arsenwerte auf Reisverzehr und hohe Aluminiumwerte findet man bei Kaffee-Kapsel-Liebhabern. Selbstverständlich sind auch immer andere Erklärungen denkbar, aber es sind Anhaltspunkte, mit denen der Therapeut arbeiten kann.
Professor Dr. Jörg Bergemann, der an der Hochschule Albstadt Sigmaringen forscht und lehrt, widmete seinen Vortrag dem Altern und den verschiedenen Ansätzen, Alterungsprozesse zu verzögern und die gesunde Lebensspanne zu verlängern. Ausführlich zeigte er Funktion und Stimulation zelleigener Schutz und Reparatursysteme. Die Unsterblichkeit wird vermutlich immer ein Wunschtraum bleiben, so Prof. Dr. Bergemann. Dennoch kann jeder Einzelne einiges tun, um die Chance zu erhöhen, gesund zu altern und bis ins hohe Alter aktiv zu bleiben.
Prof. Dr. Agnes Szczepek, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Molekularbiologischen Innenohrforschungslabors der Berliner Charité, hielt ihren Vortrag zum Thema: „Ein mitomedizinischer Ansatz zur Behandlung bestimmter Formen von Schwerhörigkeit“. Prof. Szczepek gab in ihrem Vortrag nützliche Ratschläge für die Therapeuten, beispielsweise welche Medikamente ototoxisch wirken und welche gesundheitlichen Belastungen von bereits vorhandenen Hörstörungen ausgehen. Der enge Zusammenhang zwischen Beeinträchtigungen des Gehörs und Demenz war ein weiteres Thema ihres Vortrags.
Den Abschluss machte Dr. Enzmann, der die Therapieansätze in den verschiedenen Fachbereichen noch einmal zusammenfasste und die unendlichen Möglichkeiten der Mitochondrialen Medizin an Einzelbeispielen wie Schädel-Hirn-Trauma aufzeigte.
Die Wissenschaftlichkeit und der hohe Informationsgehalt der lebhaft vorgetragenen Referate, die für jeden Teilnehmer bereitgelegten Skripte, das Hotel und nicht zuletzt das Organisationsteam wurden sehr gelobt, und es gab durchgehend eine überaus positive Resonanz. Damit war dies ein gelungener Abschluss der diesjährigen IMMA-Fortbildungsreihe, für die es in den meisten Bundesländern Fortbildungspunkte für die Ärzte gab.
Die nächste Ärztefortbildung der IMMA findet am 22. März 2025 in Königswinter statt und wird im Jahr 2025 mit vier weiteren Terminen in Deutschland und Österreich fortgeführt.
Haben Sie Interesse, an einer der nächsten Veranstaltungen teilzunehmen? Melden Sie sich gerne an: info@imma-org.de
Telefon: 06172-8560562 oder Telefax: 06172-676357
Angaben zu den Bildern:
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- Dresden, Elbufer; Fotograf Goerich (Pixabay)
- Franz Enzmann bei seinem Vortrag am 26. Oktober im Dresdner Hotel Bilderberg (IMMA)