Königswinter – gelungener Auftakt zur IMMA-Reihe 2025

Am 22. März 2025 startete die diesjährige Reihe der IMMA-Fortbildungsveranstaltungen im wunderschönen Grandhotel Petersberg in Königswinter. Die Teilnehmer erwartete ein spannendes Programm mit sechs thematisch sehr unterschiedlichen Vorträgen. Alle Pausen wurden bei Sonnenschein und mit Blick auf Rheintal und Schloss Drachenfels für angeregten Erfahrungsaustausch genutzt. Erfreulich war auch, dass die Ärztekammer Nordrhein für die Teilnahme an der ganztätigen Schulung 9 CME-Fortbildungspunkte gewährte.
Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Gründer der International Mitochondrial Medicine Association (IMMA), Dr. Franz H. Enzmann. Zusammen mit Ben Khan übernahm er auch die Moderation. Dr. Enzmann gab einen Überblick über die Vielfalt der Funktionen der Mitochondrien in unserem Körper, die weit über die reine Energieproduktion hinausgehen. Kurz beschrieb er die Geschichte der Erforschung der Mitochondrien von ihrer Entdeckung bis zur Gegenwart. Als er seine eigene Forschung 1967 in Stanford und in diesem Zusammenhang sein Alter erwähnte, gab es spontanen Applaus.
Dr. Enzmann berichtete anschließend über die neuesten Erkenntnisse aus der humanbiologischen Grundlagenforschung, wonach die Mitochondrien am Hormonsystem eine entscheidende Rolle spielen. Sie liefern nicht nur die Energie zur Herstellung der Hormone, sondern stehen regulatorisch sogar über dem Hypothalamus, dem man bisher die oberste Kontrollfunktion im Hormonsystem zugeschrieben hat. Der Hypothalamus empfängt Informationen von den Mitochondrien und reagiert über seine Mechanismen der Hormonsteuerung. Für diesen Mechanismus hat Dr. Enzmann den Begriff der MitoPhyse® etabliert.
Aus den vielfältigen Funktionen der Mitochondrien ergeben sich ebenso zahlreiche therapeutische Anwendungen. Entsprechend gab Dr. Enzmann einen detaillierten Überblick über die Möglichkeiten der Mitochondrialen Medizin.
Der zweite Referent war der medizinische Leiter der Fortbildung, der Neurologe Dr. med. habil. Maxwell S. Damian. Er war Berater des britischen NHS und ist weiterhin Consultant für Neurologische Intensivmedizin und klinische Neurophysiologie, Essex Cardiothoracic Centre in England. Er ist einer der Autoren einer Studie zur Anwendung von Ubiquinol (Coenzym Q10) nach Herzstillstand, um neurologische Schäden im Gehirn zu verhindern oder zu minimieren. Der Therapievorschlag wurde in die Richtlinien der amerikanischen neurologischen Gesellschaft aufgenommen. Dr. Damian stellte den Bereich der primären Mitochondriopathien vor, insbesondere wie diese erblich bedingten Krankheitsbilder diagnostiziert und behandelt werden können.
Als nächster ging der Umwelt-Mediziner Klaus-Dietrich Runow auf die vielfältigen Zusammenhänge zwischen „Autoimmunkrankheiten und Mikrobiom- und Mitochondrientherapie“ (so der Titel seines Vortrags) ein. Runow ist der Gründer und Leiter des „Instituts für Functional Medicine und Umweltmedizin (IFU)“ in Wolfhagen. Als Pionier der Umweltmedizin in Deutschland hat er bereits mehrere Bücher veröffentlicht, in denen er unter anderem beschreibt, wie Umweltgifte langsam aber stetig die Mitochondrien schädigen können. In seinem Vortrag beleuchtete er die Funktion des Mikrobioms im Darm und dessen Bedeutung für das menschliche Immunsystem. Er zeigte unter anderem auf, wie Allergene über die Nahrung durch den Darm in den Körper gelangen und dort zu Autoimmunreaktionen führen können. Runow betont dabei, wie wichtig es ist, nicht nur einzelne Symptome zu betrachten und zu behandeln, sondern den Menschen in seiner ganzen Komplexität zu sehen.
Ein besonderer Gast war die Spezialistin für Funktionale Medizin Karolina Domaranczyk DO MSc. Sie ist Physiotherapeutin und Heilpraktikerin mit Ausbildung in Osteopathie und lebt derzeit in Dubai. Sie berichtete über die Ursprünge der Osteopathie im Wilden Westen der USA, eine Methode, in deren Mittelpunkt die Knochen und Körpersäfte stehen, insbesondere die Lymphe. Diese alternative Therapie, die Elemente der Heilkunst nordamerikanischer Indianer aufgreift, ist zwar in Deutschland nicht anerkannt, zeigt aber durchaus Erfolge. Am Beispiel der Halswirbelsäule zeigte sie eine enge Verbindung des Bewegungsapparates mit der Mitochondrialen Gesundheit auf, ein Thema, mit dem sie an die Arbeiten von Dr. Kuklinski anknüpfte.
Dr. Gernot Gläßer, Biochemiker und Heilpraktiker aus Leipzig, ging ausführlich auf die Anwendung der Mitochondrialen Medizin im Praxisalltag ein. Durch verschiedene Fallbeispiele konnte er individuelle Therapieansätze aufzeigen und gab wertvolle Tipps zur Diagnostik und Dosierung von Mitoceuticals®, also Substanzen, die die Mitochondrien schützen und unterstützen. Dr. Gläßer stellte die biochemischen Abläufe in den Zellen dar und gab praktische Tipps, wie man in vielen Fällen mit der Mitochondrialen Medizin Therapieerfolge erzielen kann. Zum Schluss präsentierte er Heilerfolge bei verschiedener Hauterkrankungen unter Behandlung einer speziellen B12-Intensivepflegecreme.
Krishen Ray, Diplom-Molekularbiologe und Stellvertretender Verkaufsleiter der Biovis Diagnostik MVZ GmbH in Limburg, gab abschließend die überaus interessanten Einblicke in die mitochondriale Diagnostik. Weil der direkte Zusammenhang zwischen geschädigten Mitochondrien und chronisch-entzündlichen degenerativen Erkrankungen kausal belegt ist, spielt die Diagnostik bei der Anamnese eine entscheidende Rolle. Nicht nur der Grad der Schädigungen lässt sich genau bestimmen, sondern – und das ist oft noch wichtiger – auch die Ursache, wenn beispielsweise Schwermetalle in schädlicher Konzentration nachgewiesen werden. Mit diesem Wissen können Arzt und Patient die konkrete Ursache einer Erkrankung ausmachen und entsprechend therapeutisch eingreifen.
Zum Schluss gelang es Prof. Dr. Jörg Bergemann, Molekularbiologe der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, mit seinem Thema zu den Mechanismen des biologischen Alterns und deren Beeinflussung die Teilnehmer zu fesseln. Die Unsterblichkeit wird vermutlich immer ein Wunschtraum bleiben, so Prof. Dr. Bergemann. Dennoch kann jeder Einzelne einiges tun, um die Chance zu erhöhen, gesund zu altern und bis ins hohe Alter aktiv zu bleiben. Mit dem Alter kommen zwar Einschränkungen, aber es ergeben sich auch Vorteile, die man nur zu würdigen wissen müsse, wie er anekdotisch an eigenen Erfahrungen festmachte. Dr. Bergemann erläuterte auch die zelleigenen Schutz- und Reparatursysteme und wie man diese stimulieren kann.
Am Ende seines zweiten Teils und damit am Ende der Veranstaltung präsentierte Dr. Enzmann die Mitochondriale Eva, die als IMMA-Preis für besondere Leistungen in der Mitochondrialen Medizin verliehen wird. Stolz zeigte er ein Bild einer Statue, die in seinem Garten von einem Künstler aus einem Baumstamm nach der Vorlage des IMMA-Preises geschaffen wurde.
Insgesamt begrüßten die Teilnehmer das hohe wissenschaftliche Niveau des Programms, die hervorragende Location und die gesamte Organisation der Veranstaltung. Besonders wurde auch die Möglichkeit gelobt, mit den Referenten in einen direkten Austausch eintreten zu können. Die diesjährige Auftaktveranstaltung der IMMA war damit in jeder Hinsicht ein voller Erfolg.
Die nächste Fortbildung findet am 17. Mai 2025 in Heidelberg im Marriott Hotel statt.
Haben Sie Interesse, an einer der nächsten Veranstaltungen teilzunehmen?
Melden Sie sich gerne an: info@imma-org.de
Telefon: 06172-8560562 oder Telefax: 06172-676357
Angaben zu den Bildern:
- Franz Enzmann bei seinem Eröffnungsvortrag (IMMA)
- Die Rotunde des Grandhotels Petersberg mit Blick auf den Rhein; hier konnten sich die Teilnehmer in der Mittagspause am Buffet stärken (IMMA)
- Die 120 Teilnehmer im Bankett-Saal des Hotels verfolgen die Präsentation von Dr. Maxwell Damian (IMMA)
- Die Mitochondriale Eva (IMMA)